Per Mausklick zum nachhaltigen Designhaus
Das neue Haus am Computer konfigurieren wie ein Auto – das ist die Idee des dänischen Startups Nabr von Star-Architekt Bjarke Ingels und seinen Mitstreitern. Eine Vision, die in Zukunft auf breiter Front Schule machen könnte.
Bei Nabr gibt es individuell gestaltete Designhäuser und -wohnungen, die allen Anforderungen für nachhaltiges Bauen entsprechen, ohne Abstriche bei Stilistik oder Komfort hinzunehmen. Dabei haben die Gründer keineswegs vor, kleine Brötchen zu backen: Auf der Basis einer Startfinanzierung von 14 Millionen Dollar will das junge Unternehmen weltweit 100.000 ökologisch und sozial optimierte Wohneinheiten errichten.
Nabr sieht sich als Immobilienentwickler
Immobilien von einem Produktstandpunkt aus betrachten – das ist laut Mitgründer Roni Bahar die Unternehmensphilosophie des Startups. Aus diesem Aspekt heraus entsteht die umfassende Gestaltbarkeit der Wohneinheiten durch den Kunden.
Das erste Projekt des Startups ist die Wohnanlage SoFA One, ein Apartmentgebäude der Bjarke Ingels Group im kalifornischen San José mit 125 Wohnungen. Benannt nach seinem Standort im Kunstviertel South of First Area spürt das Gebäude der Tradition alter Apartments aus New York nach, hauptsächlich den damals typischen Wohnungen der Stadtviertel Soho und Tribeca.
Das Apartmenthaus im Konfigurator
Individuelle Anpassbarkeit zeigt sich im SoFA One sowohl innen als auch außen. So hat das Gebäude selbst die Fähigkeit, sich an wechselnde Umgebungseinflüsse anzupassen, beispielsweise durch Fensterscheiben mit variabler Transparenz.
Für die Käufer der Wohneinheiten zeigt sich die Flexibilität des Gebäudekonzepts in der Möglichkeit, aus zahlreichen Materialien und Texturen auswählen zu können und diese dann nach Belieben über den Konfigurator auf die verschiedenen Wohnzonen anzuwenden.
Das Konzept der konfigurierbaren Wohnung scheint anzukommen. Obwohl erst im Sommer 2023 bezugsfertig, ist die Warteliste für das SoFA One bereits jetzt gut gefüllt.
Kein dominierender Baustil geplant
Neben Bauprojekten, die auf eigenen Entwürfen beruhen, plant Nabr für die kommenden Jahre auch Kooperationen mit weiteren innovativen Gestaltern, beispielsweise mit Katty Schiebeck, einer in Barcelona lebenden Architektin und Innenraumdesignerin. Damit will Nabr Vielfältigkeit in die Form- und Designsprache seiner Bauprojekte bringen.
Die Zielrichtung der Kooperation mit Katty Schiebeck ist die Fusion des minimalistischen skandinavischen Designs mit der warmen Formen- und Farbensprache spanischer Wohnkultur. Wichtig ist den Entwicklern allerdings der Nachhaltigkeitseffekt: „Für die Bauprojekte von Nabr sollten wir nicht mehr als vier verschiedene Materialien auswählen, um unsere Umwelteinflüsse so gering wie möglich zu halten“, so die Architektin.
Alle Projekte basieren auf nachhaltiger Fertigung
Von der Vision über das Design bis hin zur Auswahl der Materialien ist für Nabr die Umweltverträglichkeit das ausschlaggebende Kriterium. Dabei soll die Vielfältigkeit nicht zu kurz kommen: Das Startup stellt für die Konfiguration der Wohneinheiten die Angebote unterschiedlicher Innenraumgestalter zur Verfügung. So lassen sich individuell gestaltete Einheiten ganz unterschiedlicher Ausprägung und Stilistik verwirklichen – alle in ein und demselben Gebäude.
Nabr sieht sich als reiner Entwickler. Das Unternehmen verfügt nicht über eigene Immobilien und betreibt auch keine eigenen Produktionsstätten. Das Startup sieht seinen Unternehmensschwerpunkt im Vertrieb moderner und nachhaltiger Gebäude, die auf der eigenen Plattform individuell konfiguriert werden können.
Konsequente Digitalisierung aller relevanten Abläufe
Nabr ist alsoein Direktverkäufer für nachhaltige Immobilien über das Internet. Alle wesentlichen Arbeitsbereiche sind digitalisiert – vom Designprozess bis hin zur komplexen Kommunikation mit den Lieferketten. Das vereinfacht den Kaufprozess für die Kunden, die in der Regel nur den fertigen Kaufvertrag unterzeichnen müssen.
Bjarke Ingels möchte nachhaltige Immobilien zu einem kommerziellen Wettbewerbsprodukt machen, das sich in Serie herstellen und vertreiben lässt. „Dinge, die wir in hoher Stückzahl herstellen, beispielsweise iPhones, werden immer besser und billiger, weil wir einer bestimmten Typologie treu bleiben“, sagt der Stararchitekt. Genau dieses Prinzip will Bjarke Ingels mit Nabr auch auf das nachhaltige Wohnen anwenden.